Abgeschickt von ~Clemens am 07 September, 2004 um 16:37:33:
Hallo zusammen!
Wie haltet ihr's eigentlich mit dem Motorenöl?
Meine Haltung war da bislang immer "betont lässig", d.h. ich wechsele Motor- und Getriebeöl alle 10.000km oder einmal im Jahr - unn de Reschdd kommt in die Hinna-Axx !
Das Getriebeöl könnte eigentlich 10 Jahre drin bleiben, wenn das Getriebe bischen mehr taugen würde. Ich wechsle es häufiger als vorgeschrieben, um all die Späne rauszufegen.
Mein Wechselintervall beim Motorenöl ist etwas länger als werksseitig empfohlen. Ich glaube, mir das leisten zu können, weil ich das Moped selten bis nie zum Brötchen-holen benutze.
Bei der Motorüberholung/HPN-Tuning nach 100Mm war außer den Ventilen/-führungen nix wirklich verschlissen. Man sieht eben allem an, daß es mal eingebaut war.
HPN hat die Kurbelwelle neu gelagert und die Rotoren der Ölpumpe ausgetauscht, aber das hat wohl eher seinen Grund darin, daß die auch Garantie auf ihre Arbeit geben müssen.
Alle 'übriggebliebenen' Teile (Zylinder, Nockenwelle) präsentieren sich in gutem, weiterverwendbaren Zustand.
Zur Viskosität: Luftgekühlt, wie sie iss, wird die Kuh wohl etwas wärmer als wassergekühlte Motoren. Deshalb erscheint mir 20W50 geeigneter als 10oder15W40oder50, was in den Tankstellen so angeboten wird.
Spezielles Motorradöl? --- wozu?
Synthetiköl? --- Nö!
Wo bekomme ein 20W50 her?
Nun, mein ortsansässiger Landmaschinen-wieder-in-die-Reihe-Bringer bestellt's mir - und zwar in 25l-Gebinden zu 56€. Fragt mich nicht nach der Marke , derzeit ROWI oder so ähnlich, aber das ist jedes Jahr 'ne andere.
Dasselbe Öl kippe ich auch in den VW-Bus, in die Dax und in meinen PKW (oder soll ich für die Gurke etwa extra ein anderes Öl kaufen? Km-Stand derzeit 230.000, wird seit km 92.000 dieserart mißhandelt.)
Das Öl ist nach API-SJ klassifiziert.
Auf Gerd's homepage (http://www.oldekop.com/Mot/bmw_r80gs.htm) habe ich gerade einen Artikel von Oak Okleshen (AskOak@aol.com) gelesen, der von der Verwendung solcher Öle in der Kuh abrät.
Kurz zusammengefaßt sagt er, daß alles jenseits von API-SG an Druckstabilität abgenommen habe, um dafür die Reibungsarmut weiter zu erhöhen.
Motorradmotoren seien aber auf diese Druckstabilität angewiesen, da sie mit viel höheren Bauteilbeschleunigungen und folglich Massenkräften/Flächendrücken betrieben würden.
Oak nennt bei der Kuh vor allem Stößelstangen und Kipphebel als kritische Komponenten.
Ich halte von diesen Argumenten nicht allzuviel:
- Die derzeitige 4-Ventil-Mode bei den Autos dient zwar nicht der maximalen Leistungsausbeute, sie hat aber den Sinn, bei möglichst knappen Steuerzeiten möglichst viel Ventilquerschnitt freizugeben. Das gelingt jedoch nur mit hohen Ventilbeschleunigungen - ergo hohen Flächendrücken.
- Der weiche Ventiltrieb der Kuh begrenzt deren Höchstdrehzahl. Das schwächste Glied ist hierbei sicherlich die Stößelstange. Diese limitiert also die Ventilbeschleunigung - und damit auch den Flächendruck. Ein großer ohc-Einzelzylinder (etwa XT 500) geht sicherlich unbarmherziger mit seinen Kipphebeln um.
- Die biegeweiche Kurbelwelle (großer Abstand zw. den Hauptlagern) ermöglicht gar keine exzessiven Lagerdrücke. Jedenfalls dreht 'ne Guzzi trotz längeren Hubes (aber mir kleineren Kolben) höher als die Kuh.
Die Grenzdrehzahl, die ich unter dem Schmierungsaspekt wirklich als kritisch ansehe, ist der Leerlauf.
Hier drückt die volle Kraft der Ventilfedern - ohne daß entlastende Massenkräfte der Ventiltriebsteile vorhanden wären - den Stößel gegen den Nocken und rubbelt dessen Gipfel ab.
Hier sieht man auch an meiner 100.000km-Nockenwelle tatsächlich etwas Verschleiß - seltsamerweise nur an den Auslaßnocken, also dem leichteren Ventil!
Ich würde trotz allem meine "betont lässige Grundhaltung" beibehalten, wenn nicht ... Shanta vor kurzem von Pitting am Kipphebel berichtet hätte.
Deshalb:
- Wie macht ihr es?
- Was sind eure Erfahrungen mit eurer jeweiligen Praxis?
- Weiß jemand was Genaueres über diesen Schwund an Druckstabilität von API-SJ gegenüber SG?
- Kann irgendwer diese Unterschiede quantifizieren?
Danke im Voraus,
Clemens