Re: R50/5, Tank, das Universum und der ganze Rest ...


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hpn.de ]

Abgeschickt von ~Clemens am 23 April, 2006 um 15:49:22:

Antwort auf: R50/5,Tank von Andreas Kiauka am 22 April, 2006 um 21:55:17:


: WAs mach ich jetzt am besten ?

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Fahren!

:-)

Ich bin mir gar nicht sicher, ob's vor 15 Jahren überhaupt noch verbleiten Sprit gab. Wenn ja, was hast du für ein Problem damit?
Wenn ein Moped so lange steht, ist ein gefüllter Tank die beste Rostvorsorge.
Ich würde aus jedem Benzinhahn über die Reservestellung einen Viertelliter in ein Marmeladenglas o.Ä. ablaufen lassen, damit evtl. abgesetztes Kondenswasser schon mal raus ist. Den Rest in Benzinkanister abfüllen. Die leichtflüchtigen Bestandteile des enthaltenen Sprits werden sich über die Jahre durch die Tankentlüftung davongemacht haben, aber wenn's noch riecht wie Benzin, kannst Du's "beifüttern".
Dann die Benzinhähne abschrauben und reinigen. Die Siebe im Tankinneren zeigen, wie's im Tank aussieht und ob man ihn evtl. durchspülen muß. Falls noch die originalen Everbest-Benzinhähne montiert sind und diese während der letzten 15 Jahre geschlossen waren, werden deren Korkdichtungen ausgetrocknet und damit undicht sein. Sie lassen sich mit etwas Geschick reparieren und es gibt m.W. heute auch originalgetreue Repros. Die meisten /5 wurden aber seinerzeit schon auf die Benzinhähne der /6 umgestellt, die im Prinzip bis zum Produktionsende der 2-Ventil-Reihe unverändert blieben (es gibt sie mit senkrechtem und waagerechtem Ausgang).
Was auf jeden Fall raus muß, ist die Spritmenge in den Schwimmerkammern und es empfiehlt sich unbedingt, vor dem ersten Startversuch, die Vergaser komplett zu reinigen und evtl. zu überholen (neue Dichtungen, Düsen, Schiebernadeln etc.).
Dann einen kalten Ölwechsel an Motor, Getriebe, Kardan und Hinterachse durchführen, den du nach 100 und 500km warm wiederholst. Dabei nicht die Gewinde an den Einfüll- und Ablaßschrauben des Hinterachsantriebs überdrehen. Die sind sehr empfindlich.
Vorsichtige Leute würden auch die Zylinder demontieren, um sie von innen auf Rost und festsitzende Kolbenringe zu inspizieren.
Ich persönlich würde nur versuchen, durch's Kerzenloch einen Blick auf die Laufbahn zu erhaschen und - wenn alles o.k. aussieht - etwas Sprühöl reinspritzen, bevor ich den Motor das erste mal durchdrehe.
Falls irgendwas da drin nicht koscher ist, führt wohl ohnehin kein Weg an Ausbohren und Übergrößenkolben vorbei, und eventueller Rost an den Ringen verkratzt dir die Lauflächen auch beim Abziehen der Zylinder.
Dann würde ich die Unterbrecherkontakte wechseln, etwas Sprühöl auf den Fliehkraft-Verstellmechanismus geben und dem Schmierfilz am Unterbrechernocken einen Tropfen Öl spendieren. Falls du den Zündversteller demontierst, reiß beim Wiederanschrauben das Gewinde nicht ab. Das ist ein Teil der Nockenwelle!
Beim Aufsetzen der Lichtmaschinenhaube darauf achten, daß du das Kabel zum Unterbrecher nicht einklemmst und immer erst die Batterie abklemmen, bevor du da vorne öffnest, damit du kein Blitzlichtgewitter an der Diodenplatte veranstaltest.
Wirf auch einen Blick auf die D-förmige Gummidichtung um den Kabelbaum, da wo dieser oben aus dem Motorgehäuse herausgeführt wird. Wenn die nicht in Ordnung ist, kommt's bei langen Regenschlachten da zu Wassereintritt. Das Wasser sammelt sich dann unten am Unterbrechergehäuse und findet schließlich an der Kabeldurchführung den Weg nach innen. Das Ergebnis sind dann geflutete Kontakte und festgerostete Fliehgewichte. DAMHIK!
Dann neue Kerzen rein, Ventilspiel prüfen/einstellen und dann ist alles bereit für den ersten Strampler.
Garagentor weit öffnen und nicht erschrecken, wenn sie zunächst mal mächtig dicke, schwarzbraune Qualmwolken, garniert mit der ein oder anderen toten Maus aus dem Auspuff rotzt. Das gehört so!
Falls trotz korrektem Ventilspiel lautes Geklapper von den Köpfen kommt, sind wahrscheinlich die Kipphebellager verschlissen. Das sind bei der /5 noch Gleitlager und ihre Lebenserwartung übersteigt die einer Sylvesterrakete nur unwesentlich. Umrüsten auf Nadellager ist möglich, aber andererseits kosten neue Kipphebelachsen und Lagerbuchsen auch nicht die Welt.
Vor der ersten Fahrt solltest du noch das Gabelöl wechseln und die Radlager reinigen und neu einfetten. Falls du sie auswechseln willst (normalerweise nie nötig) erwärme unbedingt die Naben, bevor du die Außenringe raustreibst. Kalt machst du dir die Lagersitze kaputt und dann hast du ein wirkliches Problem.
Was du vorm ersten Ausritt auch noch unbedingt tun solltest, ist die Bremstrommeln zu entrosten. Besonders die vordere Duplex beißt bei vorhandenem Flugrost so gnadenlos zu, daß man fast über den Lenker fliegt. Dabei verbiegt sie über den Zuganker die verchromte Versteifungsbrücke zwischen den Gleitrohren, was dann in der Folge zu einer klemmenden Vorderradgabel führt.
Falls du diese Brücke mal richten mußt, besteht beim Wiederanschrauben die Gefahr, daß sich die Stehbolzen in den Gleitrohren mitdrehen, bis sie auf den Standrohren aufsetzen und diese verkratzen. (Ist mir passiert!) Also lieber mit zwei gegeneinander gekonterten Muttern probieren, ob die Stehbolzen im Lauf der Jahre gnädig festkorrodiert sind und - falls sie sich lösen lassen - rausdrehen und mit Loctite wieder eindrehen.

HTH

Gruß,

Clemens




Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hpn.de ]