Abgeschickt von Yeti am 25 September, 2005 um 17:28:33:
Antwort auf: Re: Torx? von rainer-r am 23 September, 2005 um 23:31:43:
: Hallo Rainer,
nein, Torx-Köpfe sind keine Modeartikel. Es sind ihre besonderen Eigenschaften, welche sie so nützlich machen. Ich erlebte die Einführung an M12 so:
Aus Platzgründen (> Stecknuß-Ø) und wegen der leichteren Zugänglichkeit beim Nachzug werden seit langem Innentriebe verwendet, d.h. Inbus und Innenzwölfkant. Mit der Steigerung von Verbrennungsdrücken und der Weiterentwicklung der Kopfdichtungen wurden höhere Schraubenkräfte notwendig. Der Innensechskant war da bald am Ende. Das Anzugsmoment 120Nm ergibt an etwa 5mm Radius 2400 N Umfangskraft. Die daraus entstehende Flächenbelastung wird beim Inbus durch den Winkel 60°zwischen Umfangskraft und der Senkrechten auf die Fläche verdoppelt. Folge: Die Werkzeuge verschlissen schnell und verklemmten sich im Schraubenkopf. Wenn die Schraubstation nach vollendetem Zylinderkopfanzug hochfuhr, blieb der Motor dran hängen, durch das Geschüttel lösten sich die Einsätze wieder und das Werkstück Motor folgte der Schwerkraft.
Also wurden Innenzwölfkante eingesetzt. Durch nur 45° (s.o.) liegt zwischen den Kräften nur der Faktor 1,414, außerdem sind doppelt so viele Angriffsflächen im Eingriff. Die vielen kleinen Zacken fädelten aber nicht gut ein. Die Schraubstation "glaubte" manchmal, das federbelastete Werkzeug sein in der Schraube und drehte an. Wieder Schrott.
Irgendwann waren endlich die Torx-Patente ausgelaufen. Nun konnten wir uns bedienen. Die Kraft auf die Fläche (Winkel 7,5°) ist nur etwa 1% höher als die Umfangskraft. Beim Einfädeln gibt es durch die rundliche, grobe "Verzahnung" keine Schwierigkeiten. Alle zufrieden.
Nun wurden auch kleinere Schrauben auf Torx umgestellt, denn ein 4er oder 5er Inbus hält bekanntlich nicht lange. Damit es oben auf dem Motor kein Durcheinander zwischen solchen und solchen Köpfen gibt, verbreitete sich dann dieses System rasch.
Alles klar? Gruß Yeti.