Öffnung des Hallgeber-Gehäuses (sehr viel Text)


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Abgeschickt von JochenD am 26 April, 2002 um 15:55:26:

Antwort auf: Re: Eingrenzung der Probleme Zündversteller im A..? von ede am 26 April, 2002 um 10:25:17:

Hallo Ede,
suchen wir uns beide eine VFR ? Kleiner Scherz auf meinen Beitrag weiter unten :o)

Also zum Klopfen. Klopfen tut ein Motor, wenn der ZZP zu früh steht. Je nach Brennraumform und Kerzenlage muss man bei hoher bis voller Last (also Gas) den ZZP zum Teil deutlich später stellen, als dies aufgrund der Verbrennungslage eigentlich wünschenswert wäre.
Das ist auch genau der Mechanismus von Klopfsensoren an modernen Motoren. Die erkennen das Klopfen anhand der hochfrequenten Schwingungen, die dabei entstehen und regeln den ZZP dann solange später, bis es wieder ruhig ist.
Durch Anfettung kann man die Klopfneigung auch senken. Das machen z.B. viele Japaner bei Motorrädern, besonders etwas ältere. Bei Volllast wird das Teil zum Klopfschutz einfach zugeschüttet. ZZP kann dann etwas näher am Optimum bleiben (Meine FJ1200 war z.B. so ausgelegt)

Durch reine Kompression kriegst Du den Ottokraftstoff so nicht selber entzündet. Und wenn er sich an heissen Stellen entzündet (ist dann Glühzündung und nicht Klopfen, aber oft die Folge von Klopfen) dann ist meistens sowieso alles zu spät, weil es dann kräftig in die Kompression reinverbrennt und Dir im Allgemeinen bei den Spitzentemperaturen und Drücken alles zerschmilzt.

Den Hallgeberkanister kann man öffnen, eigentlich kein Problem. So habe ich das schon mehrfach erfolgreich gemacht. Wer eine bessere (professionellere) Methode hat, her damit. Ich wäre dankbar.

Auf der geschlossenen Rückseite sind 2 (können auch 3) Schrauben, die Du löst. Dann geht der Deckel ab.
Jetzt den grossen Sprengring rausnehmen, der die Platte festhält, in der die Welle gelagert ist. Vorsicht, das Ding hat ganz schön Saft und kann weit springen. Jetzt nicht an der Welle ziehen, sonst dehnst Du Dir die Verstellfedern !

Auf die andere Seite:
Jetzt wickelst Du die Feder von dem Rad, das in die Nockenwelle eingreift. Darunter erkennst Du einen Bolzen, auf dem sich dieses Rad verschieben lässt. Dieser ist durch die Welle gepresst. Den Bolzen auszupressen oder zu schlagen ist in meinen Augen der eigentlich anspruchsvolle Teil. Man kann das ganze Ding nur sehr schwer irgendwo auflegen und sollte tunlichst vermeiden, bei der Aktion das Rad krumm zu schlagen oder zu pressen. Schliesslich soll das ganze mal wieder in die Nockenwelle greifen.
Wenn das Rad ab ist, löst Du die drei Schrauben am Umfang des Kanisters, die das Innenleben und den Verstellmechanismus festhalten.
Die Kunststoffblende, durch die das Hallgeberkabel nach aussen tritt, ist mit einem Kunststoffpin gesichert. Den musst Du noch rausziehen.
Jetzt kannst Du das ganze Innenleben aus dem Gehäuse ziehen.

Vorsicht:
1. Achte darauf, dass alles gleichzeitig kommt, besonders die Kabelführung muss immer synchron mit dem Rest aus der Gehäusenut gezogen werden. Wenn das knickt kannst Du löten, mit ungewissem Erfolg.
2. Merk Dir genau (aufschreiben !) welche Unterlegscheiben in welcher Reihenfolge auf den Wellen sitzen. Man kann sich das einprägen wie man will, bei Zusammenbau ist das Hirn erfahrungsgemäss wieder leer.

Jetzt hast Du das grosse Geheimnis auf der Werkbank liegen. Der Fliehkraftmechanismus sollte sich reibungsfrei ineinander verdrehen lassen. Kraft braucht man aufgrund der Federn natürlich schon.

Die Kunststoffbuchsen um die beiden Pinne, die den Verstellbereich solltest Du Dir anschauen. Die waren bei mir ziemlich platt, was der Verstellbereich aber vergrössert, nicht verkleinert.

Wenn Du das Ding z.B. für DZ modifizieren willst, schau mal auf der Seite von Michael Kräwinkel (http://home.t-online.de/home/mkraewinkel/homepde1.htm). Sehr empfehlenswert und er hat Zeichnungen von Buchsen, die die Plastikteile ersetzen und damit den Verstellbereich reduzieren auf der Seite.
In meiner Kuh habe ich den Bereich dann nochmal leicht vergrössert (etwas kleinerer Aussenradius) und die Teile 5mm dick angefertigt. Dann können sie unten nicht an der Scheibe vorbei rausfallen (der Sinn wird sich spätestens erschliessen, wenn Du das vor Dir siehst).
Den Versteller selber und die Glocke mit den Fenstern für den Hallgeber musst Du nicht demontieren. Kann ich auch nicht empfehlen, das ganze ist gepresst.

Nochmal Vorsicht, ich kann aus eigener Erfahrung nicht empfehlen, den Hallgeber selber mit z.B. einem Ohmmeter durchzumessen. Wenn er vorher noch nicht kaputt war, danach sind die Chancen gut, dass Du ihn ausbohren und einen neuen verschrauben musst. Die Fummelarbeit in M1.5, kann ich niemandem empfehlen.

Naja, lange Rede kurzer Sinn, alles, was da drin eine ordnungsgemässen Funktion im Wege steht beseitigen und wieder montieren.

Bei Zusammenbau wieder ausgesuchte Vorsicht mit den Hallgeberkabeln walten lassen. Die müssen genauso unter der Glocke langverlegt werden, wie sie waren, sonst werden sie von der rotierenden Glocke gekappt und das wird ein verdammt kurzer Ausflug mit viel Arbeit im Schlepptau.

Puh, viel geschrieben. Die Teilenummern stelle ich heute abend mal rein, wenn ich sie in meinem Chaos gefunden habe. (Man nimmt sich ja immer vor, seine Umbauten zu dokumentieren aber ...)

Ach ja, zum Abblitzen. Wenn die dynamische Markierung beim Abblitzen ausgehend von der statischen Markierung die Gehäusemarke nicht erreicht, dann ist die Zündung zu spät, wenn sie die Marke überschreitet, dann ist sie zu früh.
Denn sie kommt ja von spät. Das ist der einfachste Weg, sich das zu merken, finde ich.

Gruß,
Jochen


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