Re: Schaltapparatfederchen (Nachtrag zu "jetzt wirklich ein Problem")


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Abgeschickt von ~Clemens am 13 Mai, 2006 um 17:03:27:

Antwort auf: Schaltapparatfederchen (Nachtrag zu "jetzt wirklich ein Problem") von QTM am 12 Mai, 2006 um 14:14:42:

: koennte man die Federn auch selber zurechtbiegen, oder ...

Bien sure, Madame!

Du brauchst zunächst mal einen speziellen Draht, nämlich !Feder!-draht. Den findest Du sicher
auf deinem idyllischen Schrottplatz unter irgendwelchen Motorhauben, Türschlössern o.ä. Das
Bruchstück aus deinem Getriebe dient dir als Muster. Wichtig ist zunächst mal nur der ungefähr
gleiche Drahtdurchmesser. Falls sich garnix auftreiben läßt, überrede Konrad, dir eine Rückhol-
feder vom Seitenständer oder die Feder unterm Lenkschloß (is da eine?) zu borgen.
Dieses "was-immer-du-jetzt-in-Händen-hältst" gilt es jetzt, in die neue Form zu bringen, ohne es
zu erhitzen und ohne allzu wilde Macken und Kerben reinzuhauen, an denen es später wieder brechen
würde.
Zum Geraderichten ziehst du den Draht zwischen zwei Holzstücken durch, die du im Schraubstock
zusammenspannst. Je fester du zuspannst und je kräftiger du ziehen mußt, desto gerader wirds.
Wickeln geht am besten mit einem passenden Wickeldorn, den du dir z.B. aus einer etwas längeren
Schraube selbst herstellen kannst. In diese sägst und feilst du an der vorderen Stirnseite einen
tiefen Schlitz, in den der Draht reinpaßt. Den Draht spannst Du senkrecht zwischen zwei Hölzern in
den Schraubstock, sodaß er ungefähr um den Dorndurchmesser oben rausguckt. Dieses Ende führst du
in den geschlitzten Dorn, der waagerecht auf den Hölzern aufliegt. Wenn du jetzt den Dorn drehst,
wird der Draht zwischen den Hölzern durchgezogen und um den Dorn gewickelt. Wenn du losläßt, wird
die neu entstandene Feder etwas auffedern, also im Durchmesser wachsen, sodaß sich der Dorn leicht
rausziehen läßt. Dieses Auffedern wird übrigens um so geringer ausfallen, je fester du die Hölzer
zusammenspannst. Also Laubholz verwenden und den Draht quer zur Maserung durchziehen.
Näheres findest Du im Lexikon unter "Streckbiegen".
Ich weiß jetzt aus dem Gedächtnis nicht mehr genau, wie diese Feder im Getriebe aussieht, aber
IIRC geht's um so was haarnadelmäßiges, mit ein paar Windungen in der Mitte und tangentialen
Geraden an beiden Enden. Falls ja, dann entsteht die eine Gerade zwischen den Hölzern von selbst,
während du dir die andere aus dem bereits gewickelten Bereich zurückerobern mußt. (Durch oben
beschriebene Richtmethode.)
Wenn du an den Enden noch irgendwelche Haken biegen mußt, brauchst du nicht mehr ganz so pingelig
mir der Vermeidung von Kerben zu sein und kannst das im Schraubstock passend zurechtklopfen.
(Wahrscheinlich erzählst du mir jetzt, daß die alte Feder genau !da! gebrochen ist.)
Die Höhe der Federkraft ist übrigens für die Funktion des Getriebes ziemlich wurscht. Wichtig ist
nur, daß die Teile in Kontakt gehalten werden und daß es beim Schalten nachgeben kann.

Noch kurz zum Deckel öffnen und wieder verschließen:
Wenn dein Kocher mit Butan oder Propan heizt, dann würde die Temperatur ungefähr passen. Vermutlich
hast du jedoch einen Benzinkocher. Den würde ich dann nur mit 3/4 seiner Leistung feuern lassen.
Du kannst eine Überhitzung übrigens am einfachsten vermeiden, wenn du das Getriebeöl zunächst mal
drin läßt. Getriebe mit Deckel nach unten auf den Kocher setzen und zum Öffnen wenden.
Beim Öffnen darüber Buch führen, welche Distanzscheiben wo gesessen haben und sie lieber genau so
wieder einbauen, als mit unzulänglichem Meßzeug zu falschen Schlüssen kommen. Falls die Deckel-
dichtung zerreißt, schab nur die Bruchränder etwas plan, entfette alles gut und schraub das ganze
mit Dichtungsmasse wieder zusammen. Das hält dicht! Wichtig wär noch, das Öl zu sieben und das
Getriebe keinesfalls wieder zu verschließen, bevor du nicht alle Bruchstücke der Feder gefunden
hast. Das wäre auch bei deiner im-vierten-Gang-Rumgurkerei gut möglich gewesen, daß da etwas
zwischen die Zahnräder gerät und großen Schaden anrichtet.


Ich wünsche dir gutes Gelingen, eine gute Reise
und ziehe den Hut vor soviel Unerschrockenheit.

Chapeau, Madame!

Das klingt übrigens so ähnlich wie "Chateau"!
Sag mal, solltest du nicht eigentlich Jörg beim Staubwischen helfen, anstatt ...?

;-)


Clemens


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