Re: Aufgelaufen?


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hpn.de ]

Abgeschickt von Yeti am 24 Oktober, 2004 um 21:49:11:

Antwort auf: Auflaufeffekt von al am 22 Oktober, 2004 um 09:05:28:

: Werter Herr Ingengör, erklär uns doch mal den Auflaufeffekt an einer Scheibenbremse !
Hallo Allerseits,
ich weiß nicht, ob da einer denkt „Auflaufeffekt an der Scheibenbremse, der spinnt wohl“ oder „Lassen wir den Jungen sich mal mit einer Erklärung abrackern“, mich also auflaufen zu lassen. Ich versuche es dennoch. Eine genaue, allgemeinverständliche Erklärung? Zu lang. Also möglichst kurz.

1. Definition
Als Auflaufeffekt bezeichnet man es, wenn eine Reibkraft multipliziert mit ihrem Wirkabstand zur Lagerstelle (= Hebelarm) ein Moment erzeugt und dieses die Anlagekraft der Reibfläche verstärkt.
2. Situation Scheibenbremse.
In der Scheibenbremse ist dieser Wirkabstand gleich dem Abstand der Belagfläche (an der Scheibe) zur Abstützstelle des Belagträgerblechs im Gehäuse - mithin nur ein paar Millimeter, deswegen nicht gleich zu erkennen.
3. Wirkung.
Dieses Moment bewirkt, daß die vom Fahrer eingeleitete Anpresskraft des Belages im hinteren Bereich verstärkt wird. Folge: Der Belag verschleißt dort wie bekannt stärker.
4.Gegenmaßnahme
Der hintere Kolben wird kleiner ausgeführt, um die Differenz der Anpresskraft hinten und vorne auszugleichen.
Das wäre es eigentlich schon, aber...

5.Kopfstand
Manche Leute meinen „Hauptsache 4-Kolben-Zange“ und befestigen z.B. eine R100R-Zange, welche normalerweise hinter der Gabel angebracht ist, an einer GS vor der Gabel. Dadurch befindet sich der große Kolben hinten, der kleine vorn.

Damit stellt sich der Gegeneffekt der unter 4. angeführten Maßnahme ein: Die Anpresskraftveränderung wird verstärkt, ebenso der Verschleiß am hinteren Ende des Belages. Das hat Folgen:
Schon wenn der Belag am hinteren Ende geringfügig stärker als vorn verschlissen ist, liegt das Trägerblech bei der Bremsung nicht mehr flächig auf den Kolben an, sondern nur noch im vorderen Bereich derselben. Die Bremsflüssigkeit drückt zentrisch gegen die Kolben. Es ergibt sich also schon wieder, verflixt, ein Moment.
Dieses lässt die Kolben oben vorn (d.h. zum Belag hin und in Laufrichtung) und unten hinten reiben, wogegen sie normalerweise frei in der Bohrung schwimmen. Reibung bedeutet
- Kraftverlust (u.a. wird die bessere Dosierbarkeit durch teure Stahlflexleitungen mehr oder weniger wieder verschenkt) und
- Verschleiß.
Diese Punkte könnten es sein, welche die Fahrzeughersteller veranlasst haben, unterschiedlich große Kolben anzuwenden: Der nicht von außen zu kontrollierende Verschleiß in den Zylindern (in der Zange) könnte nämlich bewirken, daß die Kolben durch Reibung und Hängenbleiben an Verschleißkanten das Lösen der Bremse behindern, wenn nicht gar blockieren. Und hier wird es dann für Ulli’s Haut interessant!

Ende.

Gruß Yeti.




Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.hpn.de ]