Re: Rahmen verstärken nach 200Tkm?


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Abgeschickt von ex- Diplomentgrater am 30 September, 2003 um 22:47:32

Antwort auf: Re: Rahmen verstärken nach 200Tkm? von Clemens am 30 September, 2003 um 17:58:29:

: Hallo,

: den speziellen Fall deiner Kuh kann ich nicht beurteilen. Grundsätzlich könnte es sich hier um ein Dauerfestigkeitsproblem handeln. Dabei geht man davon aus, daß Krafteinwirkungen auf ein Bauteil eingewirkt haben, die widerrum Spannungen auslösen, die weit unter dem Wert der Mindestzugfestigkeit des Materials (bei deinem Rahmen so 370 - 520 N/mm²)liegen. Eigentlich könnte also nichts passieren!? Denkt man so ! Ist aber falsch gedacht! Auch diese niedrigen Krafteinwirkungen haben einen schädigenden Einfluß. Diese Kräfte (oder Spannungen) müssen nur oft genug auf deinen Rahmen eingewirkt haben. Je öfter und/oder je höher die Amplitude eines sog. Schwingspiels eintritt, umso größer die Schädigungswirkung. Das Material deines Rahmens "merkt" sich also praktisch jeden Bordstein, Bodenwelle und noch mehr jeden kleinen Hoppser im Gelände. Und irgendwann bei einem ganz kleinen Ereignis macht es "knack". Das hat ein Herr Wöhler in den 30ér Jahren entdeckt ! Nehmen wir mal als Beispiel AL- Gußmaterial (z.B. Kurbelgehäuse der Kuh) , dann hat das eine Mindestzugfestigkeit von ca. 250 - 350 N/mm² (je nach Legierung). Trotzdem sollte so einBauteil bei dynamischer Belastung mit nicht mehr Spannungen als 70-110 N/mm² belastet werden, sonst gibt es Risse.
: Das ist bestimmt ganz schön kompliziert und man könnte noch viel darüber erzählen, und ich weiß das auch nur weil ich mich beruflich mit sowas rumärgere.
: Zurück zu Deinem Rahmen. Normalerweise weist Stahl einen Dauerfestigkeitsbereich auf. D.h. wenn die Krafteinwirkungen immer in diesem Bereich lagen, wird das Material das ewig aushalten. Solltest Du dem Rahmen aber schon einiges zugemutet haben (harter Geländeeinsatz) dann hat er bestimmt schon etliche Schwingspiele oberhalb dieses Dauerfestigkeitsbereichs erlebt. Die Leute von HPN gehen halt auf Nr. Sicher und machen das an einer Km- Angabe fest.
: Meiner Meinung nach kannst Du den Rahmen immer noch verstärken lassen wenn Du bisher eher nur Straße und Feldwege gefahren bist.
: Warum willst Du den überhaupt verstärken ? Wird das nicht auch oft übertrieben ? Also ich habe mal mit Leuten gesprochen die auch BMW`s mit gelegentlichen Geländeeinsatz betreuen und die haben sich nur kaputtgelacht. Bedarf gibt es doch wohl nur beim Heckrahmen, wenn man mit dicken Alu- Kisten durch Algerien prügelt(Abhilfe: selbstgebauter Hilfsrahmen und/oder weniger mitnehmen), oder bei extrem lange Gabeln vorne (Abhilfe: Braucht man das ?). Ansonsten sollte so ein Rahmen dauerfest ausgelegt sein.

: Das anschließende Glühen hebt übrigens nur die Spannungen durch den Schweißvorgang auf und verändert das Metallgitter positiv. Einen "vorgeschädigten" rahmen heilt das nicht !

: Wie sind denn die Erfahrungen bezüglich Rahmenbrüchen bei GS bzw. G/S ? Wann und bei welchen Belastungen passiert das ?

: Gruß

: Clemens


Hallo Clemens, wie recht Du hast!
Nach 20 Jahren darf man ja mal aus dem Nähkästchen plaudern...
Anfang der Achtziger hab ich als BMW- Knecht
den K100/K75- Rahmenentwurf der Vorentwicklung
zur Serienreife gebracht. Nach einigen Massnahmen war die Dauerfestigkeit > 6x10hoch 6 kein Thema mehr. Am Nebenschreibtisch bzw. -reissbrett kämpfte der Herr Heinrich als Projektleiter R80ST
unter dem Grinsen der Kollegen gegen die Windmühle
Hydropulser: Laufzeiten von 500 000 Lastwechsel waren schon Ausreisser nach oben! Der Rahmen war bis auf einige Anschweissteile baugleich mit dem der R80G/S. Zur Ehrenrettung muß gesagt werden, daß die GSsen grössere Wandstärken haben.
Zur Verstärkung:
Das Rahmenkonzept war 1967 dem Norton- Featherbed
nachempfunden, (Steuerkopf elastisch um die Querachse)für einen tiefliegenden Boxer-
Motor- Getriebeblock gelinde ausgedrückt Schwachsinn, weil so noch elastischer um die Längsachse: Keiner pendelt feiner!Aber bei den drei Mitgliedern der Fahrwerkskonstruktion seinerzeit hatte halt der mit dem grössten Leibesumfang am meisten zu sagen.

mfg Peter Z.



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