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Abgeschickt von Wilhelm am 23 April, 2008 um 23:32:43

Antwort auf: Kardan-Defekt: Was geht dabei alles kaputt? von sebastian am 22 April, 2008 um 21:18:34:

Hi Sebastian,

Kardan-Schäden hatte ich bisher zwei, nach 85 bzw. weiteren 115 tkm (92'er R100PD). Da von Kardan-Laufleistungen auch unter 40 und über 170 tkm berichtet wird, bleibt folglich nur die individuelle Beurteilung des Bauteils. - Freundlicherweise weist der Kardan auf einen anstehenden Schaden hin, wenn man auf Symptome achtet. Wer's ignoriert, riskiert zusätzlich sein Getriebe (C3-Lager der Abtriebswelle, Dichtring am Ausgang, zerschlagener Getriebedeckel / Getriebeöl in der Schwinge, Getriebetotalschaden. In etwa dieser Reihenfolge).


präletale Diagnostik:

ohne Demontage: einen bereits vorhandenen Schaden merkst Du an nach meiner Erfahrung deutlich an Mahlgeräuschen beim Einfedern, bei dem vor allem das vordere Gelenk belastet wird (wo kein Verkehr ist, eine Bodenwelle zügig im großen Gang durchfahren, wenn keine lärmenden Autos um Dich herumfahren).
Alternativ: am H-Rad bei eingelegtem LL zu drehen signalisiert auch Ärger, wenn's denn knackt, sagt Dir aber nicht, ob der Schaden am Kreuzgelenk oder an den Abtriebswellen-Lagern oder sonstwo entstanden ist.

mit Demontage: ein Schaden am vorderen Kreuzgelenk (hinteres K. kenn' ich nur von Gespannfahrern) zeigt sich einerseits dann, wenn man die Arme des Kreuzgelenks in die maximale Vertikalposition bewegt: es soll sich dann - bedingt durch das Fett - quasi gedämpft nach unten absenken. Fällt es hingegen sofort nach unten mit einem Klack am Anschlag, dürfte es bald hinne sein. Meist sind es nur 2 der 4 Wälzlager, die ausgeschlagen sind. Läßt sich gut durch Vergleich beider Ebenen beobachten. Zum Verschleiß-Tempo: Bei mir senkte sich das Gelenk in einer Achse zwar immer noch gebremst, aber deutlich zügiger als in der anderen Achse im letzten Frühjahr. 3000 km später war's dann aber soweit. Sicherheit für einen Urlaub bietet das also nicht.
Weiter: Wenn das Fett aus den Lagern auszutreten beginnt, kann man das auch sehen, denn es klebt dann in unheilkündendem Schwarz irgendwo auf dem Gelenk oder den Gabeln. War gut zu sehen auf einem Photo, das - wenn ich mich recht entsinne - hier mal mein Vorredner eingestellt hat.

Prävention:
gibt's m.E. keine. Abschmieren der Kreuzgelenk-Lager geht nur bei nachträglich bearbeiteten Gelenkwellen mit Schmiernippel (z.B. von Elbe (?), Köln). Ich habe so'n Dings, aber noch keine Erfahrung damit, weil No. 3 ein günstig erworbenes Originalteil ist.
Fetten der Gleitverzahnung Kardan-HAG mache ich regelmäßig, hilft dem Kreuzgelenk aber wenig. Nützt hingegen vor allem den Lagern der Abtriebswelle, denn wenn die Gleitverzahnung klemmt, bekommen deren Lager achsialen Druck, den sie nicht allzugut abkönnen.

Und zum Urlaub: Ich schleppe keine Wellen mit mir rum, da der Austausch auch ohne spezielle Werkzeuge machbar ist. Einlegen der Welle in die Schwinge geht (auch ohne Rotweinflaschen oder Nervenzusammenbrüche) mit einer Taschenlampe und leichtem Anwinkeln des unteren Teils der Welle beim Einführen. Schwieriger ist das gleichmäßige Anziehen der Vielzahl-Flansch-Schrauben Ich benutzte daheim einen Ring/Maul-Schlüssel, in dessen Maul der 3/8" Ansatz meines Drehmomentschlüssel einigermaßen paßt. Max. Drehmoment 35 nm an der Schraube entspricht mit dieser Verlängerung 25 nm DM-Schlüssel (ausprobieren).

Gruß, Wilhelm



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