Re: Korsika


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Abgeschickt von Maxl am 07 Januar, 2002 um 13:26:23:

Antwort auf: Korsika von Frank Wiegand am 07 Januar, 2002 um 11:12:37:

Ein Kurzbericht in einer Motorradzeitschrift über Korsika --- war eine tolle Sache !


Kalliste - so nannten die Griechen diese Insel. Und das soll bedeuten, daß sie die Schönste ihrer Art ist. Ob das auch wirklich der Wahrheit entspricht versuchten wir zu Ostern 2000 herauszufinden !

Wenn der Winter geht und der Sommer kommt, dann ist die Zeit wo wir Motorradlfahrer besonders aufgeregt sind. In „rührseliger“ Stimmung mit Glühwein und Maroni werden die Geschichten der Vergangenheit wiederbelebt und neue Pläne geschmiedet. Der Tag danach – hurra, die ersten Anzeichen des eigenen Daseins werden wahrgenommen – erwachen auch die Erinnerungen an unser neuestes Vorhaben – KORSIKA – Termin war die Karwoche Ende April 2000. Die Fährverbindungen nach Korsika sind ausreichend und faßt täglich zumindest von Livorno (liegt in der Nähe von Pisa und Florenz).
Also starteten wir unsere zwei Radln in Wien und fuhren los. Oh eingefleischter Motorradfahrer Du mögest uns nun verzeihen, daß wir es wagten unsere Reifen über die Autobahn zu jagen. Manchmal ist kürzeste Strecke aber auch die Schönste, wenn es gilt, das Ziel möglichst schnell zu erreichen. Wir waren richtig froh angekommen zu sein in Livorno, den Kran zum Runterheben von unseren Maschinen haben wir uns gerade noch ersparen können. Da es bereits Abend geworden war und es heute keine Fährverbindung mehr gab machten wir es uns am Hafen gemütlich. Wir schliefen gleich am Parkplatz neben unseren Eisen. Die Fahrt war nicht nur für die Maschinen durstig, auch wir brauchten jetzt unsere Bier. Das Schiff am frühen Morgen fuhr mit uns Richtung Korsika. Die paar Stunden gingen schnell vorbei und es dauerte daher nicht lange bis wir die Insel, noch etwas eingehüllt in Wolken, vor uns sahen.
Viva Corsica und wir gaben Gas in das Landesinnere. Die beste Straßenkarte ist, unserer Meinung nach, die von Michelin Nr.: 90 1:200 000 und die gibt es bei fast jeder Tankstelle. Die wenigen rot eingezeichneten Straßen eignen sich einwandfrei zum Dahinrauschen, die gelben Straßen sind ein Wechselspiel zwischen Asphalt- und Schotterstraßen und die weißen Straßen sind für Pferdefuhrwerke und den dazugehörigen Motorrädern. Wir fuhren die N193 bis Corte und ein Stückchen weiter bis Venaco, einer winzigen Ortschaft in 700 m Seehöhe. Hier fanden wir unseren Campingplatz mitten in den Bergen, im Herzen der Insel gelegen.

Das Cap Corse

Ist jener Teil der Insel der wie ein Finger aussieht und etwas unanständig nach Norden zeigt. Wagemutig wie wir sind umrundeten wir das Cap gegen den Uhrzeigersinn. Auf diesen Kilometern erfuhren wir das Gefühl auf einer Straße zu fahren, die eigentlich nie dazu bestimmt war eine zu sein. Ein Großteil der Strecke ist aus dem Felsen gehauen und bildet nun mit den Wellen, die in bis zu 100 Meter Tiefe brechen und den Schutzengeln, die über uns fliegen, eine Linie. Es lohnt sich auf jeden Fall vor jeder Linkskurve etwas vom Gas zu gehen, außer ich möchte herauszufinden, wie weit kann ich mit einem Motorrad über eine Klippe in das Meer springen. Wer den nördlichsten Punkt der Insel, das Fischerdorf Barcaggio erleben will, muß erst eine holprige Straße bezwingen, die auch Ziegenherden gerne als Treffpunkt nutzen. Außerdem sollte man viel Ruhe mitbringen, da die Bewohner zu dieser Jahreszeit noch einen sehr verschlafenen Eindruck vermitteln und anscheinend noch nicht geweckt werden wollen. Zu dieser Zeit war auch der Verkehr so gut wie nicht vorhanden. Während der ganzen Umrundung begegneten uns gezählte 5 Autos. Über St.Florent und Monetta weiter bis Corte geht es schließlich wieder nach Hause. Hier beeindrucken vor allem die vielen Autowracks die neben dem Straßenrand liegen und gemütlich vor sich hin rosten. Das ganze Unterfangen ist eine schöne Tagesbeschäftigung und wir konnten am Abend stolze 300 km mehr auf unseren Tachos ablesen.

Ab in den Kastanienwald

Jedem Reiseführer ist zu entnehmen, daß dieser östliche Teil der Insel eine schöne Landschaft bieten soll. Den Biker interessiert natürlich ob auch die dazugehörigen Straßen passen - so ist es auch. Enge gut asphaltierte und kurvige Straßen schlängeln sich die Berghänge entlang durch diese Urgegend allen korsischen Daseins. Verlassene alte Steinhäuser, aber auch solche wo noch Menschen wohnen zieren die Landschaft. Natürlich gibt es Unmengen von Kastanienbäumen, die zu dieser Zeit noch nicht in Blüte stehen sondern nur durch ihr wildes, zerfurchtes Geäst imponieren. Hier erlaubt die Straßenführung keine allzu hohen Geschwindigkeiten. Zudem sollte man hier hinter jeder Kurve mit einer Sau oder Kuh auf der Straße rechnen. Es gibt viele Möglichkeiten die Castagniccia zu durchfahren. Wir entschieden uns für die D 71 von Ponte Leccia nach Prunete. Von dort aus geht es nach Aleria ( siehe Asterix auf Korsika !) und der Heimweg führt uns dann auf die N 200, einer Straße die auch schneller zu fahren ist.

Der Blick nach Westen

Eine ausgiebigere 360 km Tour führt uns diesmal nach Westen. Alles war dabei was das Bikerherz begehrt. Der Reihe nach: Von Corte ging es nach I’lle Rousse. Durch bergige, karstige Landschaft, schneidet man die noch frische Morgenluft. Es ist ratsam gut ausgeschlafen zu sein (was wir nach unseren wichtigen Vorbesprechungen mit Bier am Abend nicht waren) um alle Kurven planmäßig zu erwischen. Von I’lle Rousse geht es dann nach Calvi auf der Küstenstraße. Eher geradlinig verlaufend erhascht man immer wieder einen Blick auf das tiefblaue Meer. Calvi selbst erlebt im Sommer wohl einen großen Ansturm an Touristen, zu dieser Jahreszeit herrscht aber noch kein allzu großer Trubel. Weiter geht’s auf der D81 nach Porto. Luftlinie ist 40 km, gefahren sind wir 81(!). Nicht nötig zu sagen, daß hier eine Kurve auf der nächsten aufbaut. Allerdings hat die Sache einen Pferdefuß: Die Straße ist für Chopper und Straßenböcke genauso geeignet wie.... für....! (Metapher selbst einzufügen !). Kurzum der Straßenzustand ist an diesem Abschnitt Scheiße. Man muß sich hier eben auf die Schönheiten der Landschaft konzentrieren. Vielleicht hat sich ja auch schon etwas geändert ! Voll und ganz entschädigt wird man dann allerdings von dem Abschnitt Porto bis Ajaccio (D81) . Zuerst kommt man mit dem Schauen nicht nach und dann mit dem Schalten. Ich würde diese Paßstraße mit dem Triebener Tauern vergleichen. Nach Ajaccio geht es wieder mal nach Hause mit dem guten Gefühl, daß dieser Tag etwas ganz besonderes war (Schmalz!)

Und wieder weg !

Diesmal die noch nicht befahrene D84 von Corte nach Porto. Gleich nach dem Start war es bereits zum Anschnallen. In allen Reiseführern gut beschrieben und in natura überwältigend. Die zuvor gut zu fahrende Straße mündet in eine Schlucht. Rotes Felsgestein befindet sich neben unter und teilweise über uns. Zur allgemeinen Erheiterung tummeln sich mal wieder haufenweise Viecher, diesmal Ziegen, auf der Straße. Ein Paß führt uns danach auf ein Hochplateau. Die Schilifte die es hier gibt sind zwar überraschend, können aber einen Alpenbewohner nicht wirklich beeindrucken. Kurz vor Porto taucht wieder eine in den Fels gehauene Straße auf, bei der man besser nicht über den Randstein sieht ! Mit der D27, die bis Bastelica führt, entdeckten wir ein super Straßerl. Ich wage sie sogar mit dem Koppenpaß im Salzkammergut zu vergleichen. Dann wird’s abenteuerlicher. Es geht steil bergauf und oben angekommen – hört die Straße auf. Es beginnt mit Schlaglöchern, die so tief sind, daß man nicht auf den Grund sehen kann und endet mit der vollständigen Auflösung des Straßenbelages. Aber der Spuk hört nach 4 km (versprochen!) wieder auf. Dann geht es wieder spektakulär weiter bis wir in die N 193 münden, die uns hurtig nach Hause führt.

Bonifacio, das Ziel des Südens

Es gibt drei unterschiedliche Strecken zur Märchenstadt Bonifacio. Die gute alte N193 vollendet mit der N196, die bis ungefähr Sartene wirklich so alles in sich birgt wonach wir uns beim „Gos gebm“ sehnen, also so ein Mittelding zwischen Kalte Kuchl und Soboth. Variante zwei D69. Hier findet man alle Formen des Asphaltes. Je weiter Du Dich in den Süden begibst, desto schöner wird die Straße. Landschaftlich eher inneralpiner Charakter mit gemütlichen dahin gleiten. Und dieNummer 3, die N200 nach Aleria und dann die N198, „auto strada“, bis Bonifacio, ist die schnellste Strecke, aber zugleich die Uninteressanteste. Egal für welche Streckenkombination Du Dich entscheidest, es ist die anstrengendste Tour der Insel, daher tranken wir unseren Kaffee zu bösenhafter Morgenstunde um den Tag voll auszunützen. Auch für Nichtbotaniker waren die Korkeichen im Süden schwer zu übersehen, diese werden für die Produktion von Flaschenkorken geschält. Was auch noch die Insel sehr charakteristisch auszeichnet ist, abgesehen von der Vielfalt der unterschiedlichsten Blütenformen und Farben, Ihr undurchdringliches Gestrüpp namens Macchia, dornenreich und in mancher Gegend mannshoch, also lieber auf der Straße bleiben. Zu Mittag erreichten wir dann die Stadt Bonifacio. Sie liegt geschützt auf einem riesigen Kreidefelsen, der vom tiefblauen Meer teilweise um- und unterspült wird. Wir marschierten sowie die anderen Tausend Besucher durch die Stadt. Von der mächtigen Stadtmauer aus ist jetzt Sardinien zum Greifen nahe. Mit einer Bootsrundfahrt zeigt sich die eigenwillig gebaute Stadt von Ihrer schönsten Seite und so wie die Häuser an die Klippen gebaut sind mußt einmal gesehen haben. Mit ein bißchen Wehmut verließen wir diesen schönen Ort auf der N196 in Richtung Norden. Es dauerte noch ein bißchen, aber dann waren wir wieder praktisch alleine on the road again.

Resümee: Korsika, ist eine feine Sache und die lange Anfahrt macht sich bezahlt. Wir konnten in Ansätzen miterleben was es heißt in der Hauptsaison dort zu sein und daher ist es wahrscheinlich nicht empfehlenswert, außer ........... Mann/Frau möchte den Orden, für den Tausendsten überholten Wohnwagen, in Wildschweinleder überreicht bekommen.

Karin/Jürgen/Maxl




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