Immer einen kühlen Kopf bewahren!


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Abgeschickt von ~Clemens am 20 November, 2004 um 15:44:24:

Antwort auf: Re: nicht wirklich konstruktiv, aber... von cassandra am 20 November, 2004 um 12:14:58:

: : Die Sternmutter ist das zentrale Kühlelement. Ohne dieses Originalteil kackt dir der Motor innert 5 Minuten total ab.

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"...das zentrale Kühlelement" - welch großes Wort!
Ist an der Kuh - von der Kurbelwelle mal abgesehen - nicht alles irgendwie peripher? :-)
Jetzt mal ernsthaft:
Die R69S hat auch schon ganz ordentlichen Qualm entwickelt und ist trotzdem auch ohne diese Kühlmutter ganz gut zurecht gekommen.
Es gibt andere Motoren mit weit höherer spezifischer Leistung und heller glühenden Krümmern, die sowas auch nicht haben.
Aber dennoch: diese BMW-Konstruktion hat Charme - oder zumindest, sie leuchtet mir ein!
Die Aufgabe ist doch, die Wärme irgendwie nach draußen zu befördern, um verbrennende Auslaßventile, rausfallende Sitzringe, Risse zwischen Auslaßventil und Kerzenbohrung etc. zu vermeiden.
Ein kühler Kopf bedeutet außerdem eine bessere Füllung und damit mehr Leistung.
Deshalb ist der Auslaßkanal so kurz wie möglich und das Krümmerrohr tief hineingeschoben.
So schirmt es den Kopf so früh wie möglich gegen die heißen Auspuffgase ab, wobei es sich natürlich selbst stark aufheizt.
Diese Wärme kann, weil das Krümmerrohr keinen direkten, innigen Kontakt zum Kopf hat, erst an den Dichtringen abfließen, wo es von der Auspuffmutter weggekühlt wird.
Je kühler die Auspuffmutter, desto größer das Temperaturgefälle und desto besser der Wärmetransport an dieser Stelle.
Klasse!
Bevor ich die Auspuffmutter festspanne ziehe ich die ganz eingeschobenen Krümmer immer noch 1-2mm zurück, damit sie an der Stirnseite ebenfalls keinen Kontakt zum Kopf haben.
Somit gibt's auch dort keinen Wärmefluß.
Jörg hat irgendwo ein schönes Foto auf seine Homepage, das den Kopf bei abgenommenem Ventildeckel zeigt.
Die einlaßseitige Kammer schimmert schön silbern, während die Auslaßseite honigbraun ist.
Das nur als Indiz, welche Temperaturen dort zustandekommen und wie groß die Temperaturunterschiede sind.
An einem VW-Motor hatte ich sogar schon mal Ölkohle in der Ventilkammer.

Ein Problem ist natürlich dieses ewig fressende Auspuffgewinde.
BMW hat früher mal ein Monsterdrehmoment für die Mutter vorgeschrieben.
Das war wahrscheinlich ohne viel Verstand aus irgendeiner Tabelle entnommen und es war eine ziemlich sichere Methode, das Gewinde zu ruinieren.
Mittlerweile steht dort nur noch "dicht!" im Werkstatthandbuch - und dicht bekommt man sie schon fast durch Zudrehen von Hand.

Ich habe hier schon mehrfach erwähnt, daß ich mit geschlitzten Auspuffmuttern rumfahre.
Das mach ich seit /5-Zeiten und hatte noch keine Probleme damit.
An meiner gebraucht gekauften weißen Kuh waren die Auspuffmuttern fest.
Sie ließen sich, nach einigen Kriechöl und Schweißbrennerorgien zwar lösen, gingen dann aber nach weniger als einer Viertelumdrehung wieder fest.
Ich hab' sie dann ein paarmal auf der freien Strecke hin und her bewegt, ohne daß sich was geändert hätte und sie schließlich aufgesägt.
Ich schätze mal, wenn ich sie runtergewürgt hätte, wären die Auspuffgewinde hinüber gewesen.
Die neuen Muttern habe ich vor Montage aufgesägt. Der Schlitz weitet sich beim Festspannen um etwa 2mm, was ich aber für kein Problem halte.
Beim Lösen wirkt die Sägekante wie ein Schneideisen und schabt den Dreck aus den Gewindegängen.
Auch eine Auspuffdemontage unterwegs am Straßenrand gerät so in den Bereich des Möglichen.
Tut es oder laßt es bleiben - es ist Euer Moped.
Was mich jedoch immer wieder befremdet, ist die Art und Weise, wie hier oft über die Gewindereparatur geplaudert wird.
Das scheint ja ein rechter Spaziergang zu sein.
Wie's gemacht wird, habe ich selbst zwar noch nicht gesehen, ich habe aber beruflich viel mit Aluminium-Schäumformen zu tun, und weiß daher, was für ein Höllenfeuer man entfachen muß, um Alu mit seiner rasend schnellen Wärmeleitung überhaupt so warm zu bekommen.
(Der Schweißer ist des NC-Programmierers bester Freund! :-)
Stellt Euch da mal lieber keine minimalinvasiven, chirurgischen Designernähtchen vor, sondern macht lieber eine Vorher/Nachher-Messung der Flächenplanheit an Kopf- und Ventildeckeldichtung.
Wenn die Gewinde bereits über'n Jordan sind, würde ich mich persönlich dennoch eher für eine Reparaturschweißung als für irgendwas anderes entscheiden, und müßte mich halt darauf verlassen, daß derjenige, der diese Arbeit anbietet, sein Handwerk versteht.
Trotzdem halte ich das nur für die letzte Alternative vorm Wegschmeißen - und nicht für einen "Gewindetausch", etwa wie man Bremsbeläge oder Scheinwerferbirnen auswechselt.

Gruß,

Clemens




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