Abgeschickt von flo am 31 Juli, 2002 um 08:39:45:
Antwort auf: Re: Vorspannung/Knickwinkel - DANKE von Hartmuth am 30 Juli, 2002 um 13:23:57:
: Danke für die schöne Erklärung, jetzt kenn ich mich endlich auch aus, wie ich mein stufenloses Wilbers Federbein einstellen soll.
: Mir passierte nämlich hin und wieder, dass das Federbein bei Bodenschwellen komplett ausfederte und mit einem Knall anschlug. Das heißt, wahrscheinlich war mein Negativ-Federweg zu gering.
: Gruß, Harti
Hallo Harti!
Also knallen darf da gar nix, egal welcher negativ-Federweg eingestellt ist. Wenn die Schwinge so schnell ausfedert, ist entweder das Federbein hinüber, oder die Zugstufeneinstellung zu gering. Stell die Federvorspannung korrekt ein und justiere die Zugstufen-Dämpfung so, daß das Moped satt gedämpft ausfedert (am besten mit Dir auf dem Sitz, 2. Person drückt am Heckrahmen runter und beobachtet die ausfederbewegung). Darf nicht zu schnell kommen, sonst hast Du viel zuviel unruhe im Fahrwerk (Bodenwellen).
Was die Vorspannungs/Knickwinkeldiskussion angeht:
Mir scheint, manche Leute hier haben den Sinn eines verstellbaren Federbeins nicht verstanden. Die Einstellung sollte so erfolgen, daß die besten Fahreigenschaften erzielt werden, und nicht so, daß der anfällige Kardan oder das Ausgangslager 0,537 Jahre länger halten. Wollt ihr ein gutes Fahrwerk (= Sicherheit, Dynamik, glücklicher Fahrer) oder ein glückliches Ausgangslager????
Die Fedebeinanlenkung der Paraleverschwinge ist übrigens Progressiv (nicht wie oben behauptet degressiv) - der Winkel zwischen Federbein und virtueller Schwingenachse bewegt sich von einem Wert kleiner 90° in Richtung 90° (erreicht er natürlich nicht). Mit zunehmendem Einfedern steigt damit die Kennlinie am Rad an!
Für Allroundeinsatz sollte der Einfederweg (Negativ-Federweg) ca. 30% des Gesamtfederwegs betragen, Endanschlag mitgerechnet. Die Progression kann man da vernachlässigen, also ca. auch ein drittel weg an der Kolbenstange (Elastomer-Anschlag mitrechnen, komprimiert sich bis zu 80%). Für Geländeeinsatz, wo viel Bodenfreiheit gefragt ist, kann man auch auf 20% Negativ-Federweg hochgehen.
Knickwinkel? Egal! Oder meint ihr, ihr fahrt immer auf einem Höhenstand spazieren? Das Ausgangslager und der Kardan verrecken durch die Kombination von ungünstigen geometrischen verhältnissen und hohen Kräften/Momenten. Im Fahrbetrieb sind das meist Stoßbelastungen durch Schläge, Sprünge, durchdrehende Räder die plötzlich Grip bekommen etc.! Kennt ihr den Knickwinkel in genau diesen Situationen? Kenn keiner, ist auch wurscht!
Übrigens: das Lenkverhalten wird bei starkem Absenken des Hecks auch schlechter (Lenkwinkel flacher, trägere Lenkreaktion aber besserer Geradeauslauf). Die Geometrie eines Mopeds wird in Konstruktionslage gemessen, das heißt: Negativ-Federweg vorne wie hinten ca. 30 +/- 5%
Stellt Eure Fahrwerke entsprechend Beladung und Fahrstil ein, dann wird alles gut...
Gruß, Flo